- Die Ballade vom Schicksal der Frau Goethe - Publikum im Hoftheater in Bann geschlagen
- Bruno Neumann - Der neue Tag (Oberpfälzer Kurier) - 24.November 2004
- Lauf-Dehnberg. Lebensgeschichten können wie Märchen sein. Auch das Leben der Christiane Vulpius, der späteren Frau von Goethe, glich mehr der Figur eines Romans, als man es für lebenswahr halten möchte. Ulla Konold, berühmt durch ihre Märchenabende, nahm sich des Themas Goethe an und konzentrierte sich dabei aus Christiane Vulpius.
Im Dehnberger Hoftheater bei Lauf/Pegnitz gab sie ihren romantischen Abend "O Lieb, o Liebe, so golden schön". Die Erzählerin und Rezitatorin knüpft in ihrer Kunst an große Vorbilder. Der Begriff: "Einmann-Theater" sagt sich so leicht dahin, doch einen Soloabend mit klassischen Versen - und seien sie gar von Goethe - zu gestalten ohne Langeweile aufkommen zu lassen, ist hohe Kunst. Und diese beherrscht Ulla Konold vorzüglich.
Dass sie in den Frack schlüpft, um die Gestalt Goethes als Erzähler zu suggerieren, hat zunächst etwas Ironisches. Doch dies verflüchtigt sich alsbald. Wenn sie beginnt das arme, reiche Leben der Gefährtin Goethes aufzublättern beginnt, ist man ganz im Banne der Konold. Sie erzählt von der ersten Begegnung der jungen Christiane mit dem Halbgott der Literatur. Goethe war 39 Jahre alt, sie 15 Jahr jünger. Einer leidenschaftlichen Kurz-Visite folgen Jahre der Liebe und Erfüllung. Die Vulpius durchschreitet alle Räume der Lebenslust sowie der Intrigen und Verachtung, denn erst 1806, sie war 41 Jahre, heiratet Goethe Christiane. Das "schlampige Verhältnis" hat ein ehrenvolles Ende. An diesem Abend sind Höhen und Tiefen wirksam. Freilich, man spürt die Kraft der Erzählerin, mit der sie ihre Heldin verteidigt und auch Goethe einige Seitensprünge verzeiht. Christiane schenkt ihm Kinder. Nur der Sohn August überlebt. 1816 stirbt Christiane und lässt den Dichter in tiefer Trauer fallen.
Ulla Konold mischt die Vita mit der Kunst der Goetheschen Gedichte. Dokumente streut sie dazwischen und schafft Literaturgeschichte zum Mitleben. Mimik und Stimmmelodien charakterisierten die Figuren, die sprechen. Nicht immer sind es Wohlgesonnene, wie die der Frau von Stein, die über die "Vulpia" ihr Gift schüttet.
Doch dann glätten sich die Schicksalswogen und Ulla Konold rezitiert Goethes Gedichte: Ein knappes Dutzend streut sie ein und fasziniert ihr Publikum mit ihrer Versmusik. Jede Silbe ist kostbar, keine fällt unter den Tisch.
Wirklich drei Stunden? Man ist gebannt von dieser anspruchsvollen Kurzweil, die zweihundert Jahre zu rückblickt um von Goethe zu lernen: "Alles geben die Götter, die unendlichen, ihren Lieblingen ganz, die Freuden, die unendlichen, die Schmerzen, die unsäglichen, ganz". Die Ballade zwischen Dichtung und Wahrheit hatte das Publikum im Hoftheater in den Bann geschlagen.
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