- Kleines Erotikon - Ein Abend geprägt von einer unnachahmlichen Märchenerzählerin
- Allersberg (cke) 29.Oktober 2004
- Ein Abend mit Goethe und Christiane
Ein ganzer Abend mit Johann Wolfgang Goethe? Für manchen viel zu wenig, für andere unvorstellbar. Die Volkshochschule Allersberg hat dafür Ulla Konold aus Nürnberg gewonnen und damit im Torturm einen interessanten Abend gestaltet. Ein Abend, geprägt von einer unnachahmlichen Märchenerzählerin.
Ulla Konold war schon vor gut einem Jahr in Allersberg. "An den Nachtfeuern der Karawanserei" waren damals Märchen aus 1001 Nacht überschrieben, mit denen sie das Publikum in den Bann zog. Dieses Mal überraschte sie mit Erzählungen über das Leben des Dichters und seiner Beziehung zu Christiane Vulpius.
Angefragt, ob sie bereit wäre, aus seinen Werken zu lesen, hatte man bei ihr anlässlich des 250. Geburtstags von Johann Wolfgang Goethe, Lesen? Nein, das ist nicht ihr Metier. "Lesen können Sie selbst."
Leben mit Höhen und Tiefen
Aber Ulla Konold hatte Lust, Goethe intensiver zu lesen und sich mit seinem Leben zu beschäftigen. Bald erkannte sie, dass auch das Leben Goethes als solches ein Märchen ist mit all seinen Höhen und Tiefen. "Lassen Sie sich verzaubern von Ulla Konold in Goethes Welt" rief zu Beginn Ingrid Lehmann als VHS-Außenstellenleiterin Allersbergs den Besuchern zu. UllaKonold begann mit dem Lieb "Oh Mädchen, oh Mädchen wie liebe ich Dich...", das Goethe mit 20 Jahren in Straßburg geschrieben hatte, in einer Zeit, als er sein Studium vollendete und Christiane Vulpius gerade vier Jahre alt war. Die Rezitatorin hatte sich wahrlich ausgiebig mit dem Leben und Wirken von Johann Wolfgang Goethe befasst und wusste vieles aus dessen Leben zu erzählen: Zum Beispiel, wie er in Diensten des Herzogs Karl August von Weimar mit immer mehr Aufgaben überhäuft wurde und davon zwei Jahr lang auf seiner Italienreise vor allem nach Rom entfloh, um als fast Fremder zurückzukehren, der seine alten Freunde nicht mehr verstand und diese ihn nicht mehr.
Christianes Familie war dagegen ziemlich in Nöten. Als der Vater verstarb, musste Christiane in einer Blumenfabrik den Lebensunterhalt verdienen. Da lernte auch Goethe sie kennen, verliebte sich mehr und mehr in sie und schloss schließlich 1806 mit ihr die Ehe. Der erste (und einzige überlebende Sohn der fünf gemeinsamen Kinder) war bereits 1789 geboren worden.
Ulla Konold erzählte die Romanze zwischen dem von Christiane hochverehrten Goethe. Die erste Begegnung zwischen Goethe und seiner Christiane hatte auch Ulla Konold nicht ungerührt gelassen, sie erzählte mich leuchtenden Augen, als wäre sie selbst an Christianes Stelle, so voller Inbrunst und Begeisterung konnten die aufmerksamen Besucher das Zusammentreffen nachempfinden. Aber auch Goethe hatte das Zusammentreffen nicht ohne Nachgedanken gelassen: "Ich wünsche mir eine hübsche Frau, die nicht nähme alles so genau...", lässt es sich in seinen Werken nachlesen. Als "meine Christel" und das "kleine Erotikon" hatte er sie beschrieben. Auch wenn Goethes Zuneigung zu Charlotte von Stein noch nicht erloschen war, so warb er doch schon um die Gunst von Christiane. Auch dass sie als spätere Ehefrau im Leben Goethes eine ganz bedeutende Rolle spielte, blieb nicht unerwähnt. Ulla Konold verstand es, Leben und Wirken von Johann Wolfgang Goethe in all diesen Jahren spannend, voller Gefühle und Zuneigung darzustellen und es mit vielen seiner Gedichte zu versüßen. Die Liebesgeschichte von Goethe und seiner Christiane erzählte sie als großes Märchenepos, Christiane als einfaches und unerfahrenes Wesen, das dem berühmten und hochverehrten Dichterfürsten begegnet und zur Gefährtin seines Lebens wird. Es entstand das Lebensbild zweier Liebender, deren Weg von Liebe, Glück und Leid geprägt war.
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Ulla Konold erzählte nicht nur und verband die Erzählung nicht nur mit Gedichten und Epos von Goethe. Nein, sie schlüpfte hinein in die beiden Rollen, spielte und inszenierte sie, als wäre sie selbst abwechselnd eine der beiden Personen.
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